Private Studentenwohnheime bzw. Student Housing waren
in den vergangenen Jahren stark gefragt: sowohl von den Studierenden selber als
auch von den Investoren. Angespannte Wohnungsmärkte trugen einerseits dazu bei,
dass Studierende zunehmend vom klassischen Wohnungsmarkt verdrängt wurden und das
Angebot an traditionellen Studentenwohnheimen zu gering war. Vom Investoreninteresse
für alternative Produkte konnten private Studentenwohnheime andererseits als Assetklasse
besonders profitieren.
Verschiedene Begrifflichkeiten werden üblicherweise
verwendet, auch um den Begriff „Privates Studentenwohnheim“ zu vermeiden. So
werden Begriffe wie „frei finanzierte Wohnplätze für Studierende“ oder „Studierendenwohnanlagen“
oder „Studentenwohnhäuser“ angewandt. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass
sie nicht von Studentenwerken,
anderen öffentlich geförderten Anbietern oder gemeinnützigen Trägern (z. B.
kirchliche oder Wohlfahrtsverbände) betrieben werden. Die Anlagen von privaten
Betreibern haben außerdem eine zahlungskräftige Klientel als Zielkundschaft.
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Der Markt
für studentisches Wohnen
Der Wohnungsmarkt für Studierende weist eine besonders
hohe Vielfalt auf, wobei die privaten Wohnheime nur einen kleinen Marktanteil haben.
Zur studentischen Wohnraumversorgung zählen im Wesentlichen drei Marktsegmente: Kleinwohnungsmarkt, Markt
für Wohngemeinschaften und Studierendenwohnheime. Nach der 21. Sozialerhebung
des Deutschen Studentenwerks aus dem Jahr 2016 wohnen knapp zwei Fünftel der
Studierenden in einer eigenen Wohnung: allein (17 Prozent) oder gemeinsam mit
ihrem Partner (21 Prozent). Ein knappes Drittel (30 Prozent) lebt in einer
Wohngemeinschaft. Unter den weiteren Studierenden, die in einem Wohnheim wohnen,
leben rund 70 Prozent in einem der Studentenwerke und der Rest bei anderen
Trägern.
Studentisches Wohnen in privaten Wohnheimen erlebt seit dem Jahr 2010 einen Boom. Nach
Berechnungen des Deutschen Studentenwerks hat sich der Bestand der privat
betriebenen Wohnanlagen zwischen 2010 und 2016 von ursprünglich 12.000 auf
40.000 Plätze erhöht. Nach Savills hat die Neubautätigkeit privater Anbieter in
den Jahren 2017 und 2018 neue Höchststände erreicht. Danach verfügten sie Mitte
des Jahres 2019 über etwa 51.500 Betten. Weitere knapp 22.000 private Betten sollen
voraussichtlich bis Ende 2022 fertiggestellt werden, allein für 2020 waren
knapp 9.000 Plätze geplant.
Große Unterschiede weisen die Mieten bei den verschiedenen Anbietern auf. Nach der Sozialerhebung
gaben Studierende 2016 für Miete incl. Nebenkosten durchschnittlich 323 Euro
aus, dies entspricht mit im Durchschnitt 35 Prozent dem größten Anteil ihrer monatlichen
Einnahmen. Die Ausgaben für die Bruttomiete liegen am häufigsten zwischen 251
und 300 Euro; nur rund ein Prozent bezahlt weniger als 150 Euro. In den
Wohnanlagen der Studentenwerke betrug die Bruttomonatsmiete durchschnittlich
246 Euro. Es gibt nur rund acht Prozent der Studierenden, die monatlich mehr
als 450 Euro für Miete und Nebenkosten ausgeben.
Die Mieten bei den privaten Betreibern lagen i. d. R.
bei rund 500 Euro Bruttowarmmiete. Gut ein Viertel des Bestands kostete mehr
als 600 Euro und allerdings nur bei knapp einem Fünftel war die Miete
geringer als 350 Euro. So kommt nur ein Teil der Studierenden überhaupt als Mieter
in Frage, Studierende mit monatlichen Einnahmen von mehr als 1.500 Euro dürften
die Zielgruppe der Privatanbieter sein.
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Perspektiven
privater Studentenwohnheime
2.1 Nachfrage – demografische Entwicklung und
Studierneigung
Bei der Nachfrage
ist die Basisgröße die Zahl der Studierenden, die in den letzten 10 Jahren um
gut 40 Prozent zugenommen hat. Die Zahl der Studienanfänger an Universitäten
und Fachhochschulen hatte bundesweit im Jahr 2011 mit 518.700 ihren bisherigen
Höhepunkt erreicht und ist seit dem auf einem relativ konstanten Niveau. Die
Prognose der Kultusministerkonferenz erwartet bei der Anzahl der Studenten auch keine starken
Schwankungen für die nächsten Jahre, vielmehr wird weiter von konstanten Zahlen
ausgegangen. Diese Erwartung basiert auf Annahmen über die weitere Entwicklung
der Schulabsolventen mit Studienberechtigung sowie den Studienanfängern.
Ausgehend von etwa 510.400 Studienanfängern im Jahr 2018 bewegen sich die
Studienanfängerzahlen nach der vorliegenden Vorausberechnung zwischen einem
Minimum von 491.000 im Jahr 2025 (aufgrund der Auswirkungen der
Schulzeitverlängerungen) und einem Maximum von 514.000 im Jahr 2019. Zum Ende
des aktuellen Betrachtungszeitraums im Jahr 2030 werden etwa 510.000
Studienanfänger erwartet. Die jährlichen Schwankungen im betrachteten Zeitraum
liegen unter 5 Prozent, so dass insgesamt von nahezu konstanten
Studienanfängerzahlen ausgegangen werden kann. Ebenso wird die Zahl der Schulabsolventen mit
Studienberechtigung eine ähnliche Entwicklung nehmen und auf einem relativ
stabilen Niveau bleiben. Folglich wird die Zahl der Studenten auch in etwa
gleichbleiben und nicht mehr so wachsen wie in den Vorjahren.
2.2 Angebot und Konkurrenz
Die seit einigen Jahren festzustellenden Aktivitäten
von privaten Marktteilnehmern gehen – wenn auch mit geringerer Dynamik – weiter.
Neben den traditionell auftretenden, rein lokal/regional agierenden Investoren
mit Einzelobjekten sind seit 2010 mehrere überregional tätige Unternehmen – und
inzwischen auch internationale sowie institutionelle Investoren –
hinzugekommen.
Mehrere Indikatoren weisen darauf hin, dass der Markt
für private Studentenwohnheime seinen Höhepunkt
überschritten hat und nun in eine Phase des langsameren Wachstums bzw. der
Sättigung übergeht. An den bisherigen Standorten sind schon viele Objekte
errichtet worden und die Nachfrage wird nicht mehr zunehmen. Es gibt hier
zusätzlich einen Bieterwettbewerb um die knappen Grundstücke, da sie auch für
die Entwickler von Eigentumswohnungen attraktiv sind. In den nächsten Jahren ist
insgesamt mit deutlich niedrigeren Fertigstellungen zu rechnen und es zeichnet
sich ein Strukturwandel ab. Die zunehmende Marktsättigung zeigt sich daran,
dass:
·
der Marktbereich über 500 Euro Miete weitgehend
gesättigt ist, sodass mehr Projekte im Preissegment oberhalb der allgemeinen
Durchschnittsmiete (323 – 500 Euro) neu geplant werden.
·
Privatanbieter ihr Engagement mittlerweile stärker auf
Städte außerhalb der Metropolen ausweiten. Hier können aber nicht mehr die
hohen Mieten realisiert werden.
·
Anbieter von Studentischem Wohnen ihr Angebot auch auf
andere Zielgruppen ausrichten. Viele der neuen Wohnanlagen zielen u. a.
auf junge Berufstätige oder sind Zweitwohnung für Pendler.
Darüber hinaus entsteht auch eine wachsende Konkurrenz durch neue Wohnformen, sodass weitere Anbieter
in den Markt einsteigen. Ähnliche Wohnangebote und Konzepte wie
Mikroapartments, temporäres Wohnen, Serviced Apartment oder auch Co-Living
kommen als Studentenwohnungen in Frage. Der Markt für Studentisches Wohnen wird
daher immer häufiger ein Teilsegment eines übergeordneten Nischenmarktes.
2.3 Entspannung der Wohnungsmärkte
Die Lage auf den Wohnungsmärkten in den Groß- und
Universitätsstädten hat sich entspannt, was sich an den geringen
Mietsteigerungen zeigt. Durch die zukünftigen Fertigstellungen und einer nicht
mehr so stark steigenden Nachfrage wird es zu einem weiteren Abbau der
Wohnungsknappheit kommen. Den Studierenden stehen damit insgesamt mehr
Wohngelegenheiten zur Verfügung und die privaten Wohnheimanbieter bekommen mehr
Konkurrenz. So ist fraglich, ob weiterhin so viele Studierende bereit sind, den
hohen Preis in einem privaten Wohnheim zu zahlen.
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Fazit
Nachdem der Markt Student Housing bzw. private Wohnheime
in den letzten Jahren eine wahre Boomphase erlebt hat, stellt sich nun ein langsameres
Wachstum bzw. eine Sättigung ein. Die Betreiber der privaten Wohnheime werden
sich dieser neuen, deutlich schwierigeren Marktsituation und Herausforderung stellen
müssen.
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