Ein lesenswertes Update und guten Überblick über die aktuelle Situation bei den Wohnungsvermietungen liefert der Artikel aus der Haufe-Redaktion.
https://www.haufe.de/immobilien/wohnungswirtschaft/coronavirus-auswirkungen-auf-die-wohnungswirtschaft_260_512372.html
Donnerstag, 30. April 2020
Dienstag, 14. April 2020
Ältere Bevölkerung versus knapper Boden
Megatrends
beeinflussen langfristig die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung.
Diese Changes können deutliche Zielkonflikte hervorrufen und sind auch nicht
ohne kurzfristige Gegentrends. Dies soll anhand der beiden Megatrends
Demografische Entwicklung mit einer zunehmenden älteren Bevölkerung sowie der Nachhaltigkeit
mit der Forderung nach einer drastischen Einschränkung der weiteren
Bodennutzung bzw. des Flächenverbrauchs gezeigt werden.
1. Demografische Entwicklung
Die
demografische Entwicklung in Deutschland hat viele Teilaspekte. Die Prognose
über die Bevölkerungsentwicklung ist stark abhängig von der Einschätzung der
künftigen Migration und daher eher unsicher. Es ist aber relativ sicher, dass
die Bevölkerung älter wird. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in
Deutschland stieg langfristig kontinuierlich an und wird weiter wachsen, wenn
auch mit geringeren Raten.
Die
Alterung der Gesellschaft wird durch mehrere Faktoren bestimmt. Es kommen zahlenstarke
Jahrgänge in das Seniorenalter und die nachfolgenden Jahrgänge der jüngeren
Menschen sind deutlich schwächer besetzt. Hinzu kommt die weiter steigende
Lebenserwartung. Während in den nächsten Jahren die Anzahl und der Anteil der
Bevölkerung über 40 Jahre nur leicht steigt, wächst in der Altersklasse ab 60
Jahren die Zahl von gut 22,5 Mio. (2019) auf 27,0 Mio. im Jahr 2035, was eine
Wachstumsrate von über 20 Prozent bedeutet.
2. Demografie und Flächeninanspruchnahme
Eine
älter werdende Gesellschaft führt erstens
mit dem Fortzug aus den Städten zu einem weiteren Flächenverbrauch. Die
Großstädte weisen insgesamt Nettozuwanderungen auf, aber bei einer
differenzierten Betrachtung gibt es traditionell erhebliche Unterschiede.
Zuwanderer sind vor allem die Bildungswanderer, die im Alter von 18 bis 30
Jahren in die Städte ziehen. Dagegen ziehen die sog. Familienwanderern im Alter
von 30 bis 50 Jahre aus den Städten, um oftmals im Umland zu wohnen. Auch die
ältere Bevölkerung ab 50 Jahren weist üblicherweise eine ähnliche
Wanderungsbewegung auf. Im Jahr 2017 haben insgesamt gut 16.000
Familienwanderer und über 20.000 Menschen, die älter als 50 Jahre sind, die
sieben größten Städte verlassen. Auch in den Vorjahren gab es eine Entwicklung
in vergleichbarer Größenordnung.
Es
beginnt somit eine neue Phase der Suburbanisierung – des Wegzugs älterer
Menschen aus den Großstädten in die Peripherie. Die Familienwanderer ziehen ins
Umland und dabei oft in Ein- oder Zweifamilienhäuser. Auch Senioren mit Renten
im höheren Bereich verlassen die Metropolen, sie ziehen in kleinere Städte mit
niedrigeren Mieten und geringeren Lebenshaltungskosten. Die Suburbanisierung
führt mit ihren flächenintensiveren Häusern zu einem höheren Flächenverbrauch
im Speckgürtel von Ballungsregionen.
Zweitens sind
es andere Lebens- und Konsumgewohnheiten der über 50-jährigen (Silver und Best
Ager), die zu einer höheren Bodeninanspruchnahme führen. Diese Gruppe der
Generation ist keineswegs homogen, sie unterscheidet sich sowohl durch ihre
Lebenssituation und ihre persönlichen Vorlieben als auch durch ihre
unterschiedliche Altersstruktur. Da sie aber oft über eine hohe Kaufkraft verfügt
und häufig viel Zeit für Freizeit und Shopping hat, besteht ein stark
hedonistisches Konsumverhalten mit Freude, Vergnügen und Genuss.
In
ihrer Freizeit bzw. Ruhestand erfolgen Aktivitäten, die zu einer hohen und vermehrten
Bodennutzung führen. Dieses flächenintensive Mobilitäts- und Freizeitverhalten können
sportliche Unternehmungen oder Reisen und Tourismus sein, aber auch im Alltag kann
es aufgrund des höheren Ausgabenpotenzials teilweise zu einer höheren
Inanspruchnahme von Böden kommen. Dies geschieht durch den Ausbau der
Infrastruktur, gewerbliche Neuansiedlungen und großflächige kommerzielle
Zentren „auf der grünen Wiese“, die ebenfalls zu mehr Bodennutzung führen können.
Drittens
kann das Wohnverhalten der älteren Bevölkerung ebenfalls dazu beitragen. Sie verbleiben
oftmals in einmal bezogenen Wohnungen, auch wenn sich durch familiäre
Veränderungen wie der Auszug der Kinder der Bedarf an Wohnfläche vermindert hat.
Dieses auch als Remanenzeffekt bezeichnete Verhalten führt zu deutlich
steigenden Wohnflächen und damit c. p. auch zur Inanspruchnahme von mehr
Siedlungsfläche. Gleichzeitig drosselt der Remanenzeffekt aber auch die
Migration und verhindert somit eine noch größere Flächeninanspruchnahme.
3.
Bodennutzung
Der Boden in Deutschland ist rein quantitativ in
seiner Gesamtmenge begrenzt. Es besteht eine erhebliche Konkurrenz zwischen den
verschiedenen Nutzungsformen, wobei vor allem wirtschaftliche und ökologische
Interessen massiv aufeinander prallen. In Deutschland betrug der Umfang der Siedlungs-
und Verkehrsfläche insgesamt gut 50.000 km², das waren 14 Prozent der gesamten
Bodenfläche. Bei der Siedlungsfläche entfällt der größte Anteil mit 42 Prozent auf
die Wohnbaufläche, gefolgt von Flächen für Industrie und Gewerbe (18 Prozent).
Die Verwendung von Siedlungs- und Verkehrsflächen nimmt je Einwohner mit
steigender Bevölkerungsdichte ab: in einer kleinen Gemeinde benötigt ein Einwohner
wesentlich mehr Fläche als in großen Städten. Die Suburbanisierung geht also
einher mit einer weiteren, höheren Inanspruchnahme von Siedlungs- und
Verkehrsflächen.
Die Zunahme
der Siedlungs- und Verkehrsfläche betrug in den Jahren 2013 bis 2016 täglich
61,5 Hektar, hat sich aber aufgrund politischer Maßnahmen in den letzten Jahren
leicht reduziert. Jedoch ist nicht jeder Verbrauch vollständig gleichzusetzen
mit „versiegelter Fläche“, da hierbei auch unbebaute und nicht versiegelte
Flächen wie Sport- oder Erholungsflächen hinzugezählt werden.
Die Knappheit des Bodens zeigt sich in der rasanten Preisentwicklung der vergangenen Jahre.
Dabei führen sowohl fundamentale Nachfragefaktoren wie die der Bauwilligen oder
der Landwirte als auch das verstärkte Interesse der Kapitalanleger und aufgrund
von Spekulation zu steigenden Bodenpreisen. Insbesondere die Preise für
Gewerbe- und Wohngrundstücksflächen im Umland großer Städte sind vernehmlich angewachsen.
Bei
den Bauplätzen für Eigenheime ist
vor allem im Umkreis der großen Städte ein starker Preisanstieg festzustellen. Diese
steigen stärker als im ländlichen Raum, von wo die Bevölkerung fortzieht. Im oberen
Preissegment wuchsen die Preise in diesem Jahrzehnt jährlich um gut 7 Prozent,
während sie im unteren Preisbereich stagnierten. Die sieben größten Städte sind
mit Abstand am teuersten (Medianpreis rd. 660 Euro/m²); demgegenüber liegen die
mittleren Baulandpreise in den dünn besiedelten ländlichen Kreisen lediglich
bei rd. 50 Euro/m². Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Bauplätzen für Mehrfamilienhäuser festzustellen.
Auch
der Preis für Agrar- und Forstflächen
ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Bei Ackerflächen gibt es
ebenfalls zum einen ein stark unterschiedliches Preisniveau und die Preise sind
zum anderen massiv angestiegen, seit dem Jahr 2010 haben sie sich ungefähr
verdoppelt.
4.
Nachhaltige Bodenpolitik als politisches
Ziel
Im
Rahmen der Nachhaltigkeit soll auch eine entsprechende Bodenpolitik erfolgen.
Dabei soll der tägliche Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche mittel- bis
langfristig begrenzt und bis spätestens zum Jahr 2050 soll der Übergang zur
Flächenkreislaufwirtschaft (Netto-Null-Ziel) geschafft sein. Dies Ziel besteht,
obwohl die Fläche eine bedeutsame begrenzte Ressource darstellt, um deren
Nutzung Land- und Forstwirtschaft, Siedlung und Verkehr, Naturschutz,
Rohstoffabbau und Energieerzeugung konkurrieren.
Somit
ergibt sich eine zunehmende Konkurrenz zwischen den ökologischen Zielen der
Nachhaltigkeit und den wirtschaftlichen und wohnwirtschaftlichen Interessen der
Bodennutzung. Eine älter werdende Bevölkerung verschärft noch diesen Konflikt.
5. Alternative Konfliktlösungen
Insgesamt
steht damit einer weiter hohen und wachsenden Nachfrage auch bedingt durch eine
älter werdende Generation ein politisch gewolltes geringeres Neuangebot an
Flächen zur Verfügung. Dies führt c. p. zu weiteren Preissteigerungen,
wenn nicht entsprechende Maßnahmen zum Flächensparen ergriffen werden. Es
sollen weniger Flächen für Siedlungen und Verkehr beansprucht und fruchtbare
Böden erhalten werden.
Die
Reduzierung des Flächenverbrauchs ist ein komplexes Ziel, das viele Akteure
betrifft. Zur Umsetzung sind daher verschiedene Maßnahmen erforderlich. Mit Hilfe
von innovativen Konzepten sollen Flächen umweltschonend und effizient genutzt
werden. Eine verstärkte Innenentwicklung in den Städten und Kommunen sowie die
Aufbereitung und Nutzung von Brachflächen sind wesentliche Bausteine für die
Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Ergänzend sollten Siedlungsflächen
umweltschonend verwendet und der Bedarf im Fernstraßenbau vermindert werden.
6. Fazit
Der
Konflikt zwischen ökologischen Zielen einer nachhaltigen Bodennutzung und den
wirtschaftlichen und wohnwirtschaftlichen Interessen einer zunehmend älter
werdenden Gesellschaft wird sich verschärfen. Es bedarf zahlreicher, vor allem
innovativer Maßnahmen, um diesen Zielkonflikt zu entschärfen.
Dienstag, 7. April 2020
Provoziert die Stimmungsmache gegen die Immobilienwirtschaft eine Investorenflucht?
Die wohnungspolitische Diskussion war von gegenseitigen
Schuldzuweisungen und polemischen Äußerungen geprägt. Aber wenig wurde auf die Ängste
der Mieter vor Mietwucher und Spekulation eingegangen, sondern vor allem eine
Investorenflucht befürchtet.
Dazu einige Gedanken von mir:
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